Es vergeht eigentlich kein Tag, an dem ich nicht irgendwo bei Facebook, Twitter oder Google+ einen kleinen persönlichen Mini-Shitstorm erlebe. Ihr wisst schon, Posts wie „OMG, schaut euch das mal an“ plus Screenshot oder Link eines mehr oder weniger großen Unglücks. Gerade Social Medianer sind da oft ganz vorne mit dabei, da bin ich leider auch keine Ausnahme. Das soll sich zumindest bei mir aber jetzt ändern, denn ich habe diese vergiftete Atmosphäre satt. Es gibt so viele positive Dinge da draußen, da muss sich niemand über die Fehler anderer profilieren.
Über Trolle, Motzkis, Nörgler, Besserwisser
Auch ich habe beim Posten von Negativ-Beispielen schon mitgemacht und meinen belustigten Kommentar abgegeben – man weiß es halt besser als die für den Fauxpas verantwortlichen Dummköpfe. Dabei predigen wir Auskenner das doch nun wirklich schon seit Ewigkeiten, in Internetjahren gerechnet. Und wenn sich dann noch jemand für die Gegenseite stark macht, wird erstmal lecker Popcorn aufgesetzt, man will das ja schließlich auskosten. Schadenfreude ist die einfachste Art der Freude, aber Schadenfreunde macht man sich damit eher nicht. Egal. Man hat ja Recht und nur darum geht es schließlich.
Neben Fehlern bei der digitalen Kommunikation eignen sich auch anderen Dinge herrlich dazu, sich mal wieder so richtig aufzuregen und anderen den Deppenspiegel vorzuhalten. Da macht man sich als Apple Fanboi über Kitkat lustig, nur um dann später die Retourkutsche für zu hohe Preise, einer hässlichen UI und fehlender Innovationen zu kassieren. Naja, das Leben ist kein Ponyhof, da muss man auch mal einstecken können. Geschenkt. Weiter geht’s.
Da wechselt ein Fußballer von einer Mannschaft zur nächsten. Business as usual, für gewöhnlich. Nicht aber, wenn es sich um Mario Götze handelt, der vom BVB zum FCB gewechselt ist. Ganz ehrlich, da wurde es mir erstmalig zu viel und ich habe Facebook für den Tag ausgeknipst. Was wäre wohl passiert, wenn er zu S04 gewechselt wäre? Denken wir lieber nicht drüber nach.
Aktuell wird bei Facebook auf VW wieder ordentlich rumgetrollt, auf Popcornniveau. Eigentlich wollte das Facebook Team von Volkswagen Deutschland nur über eine Umfrage herausbekommen wie die Fanseite ankommt und was sie verbessern können. Dazu wird dann in den Kommentaren aber so gut wie nichts geschrieben: „Macht mal lieber auf Kundenservice! Ich bin stinksauer, meinem Kumpel geht es auch so!“, heißt es dort sinngemäß stattdessen.
Negativ-Beispiele helfen niemandem
Mal ehrlich, was soll das eigentlich? Wird damit jemals auch eins der „angesprochenen“ Problem gelöst? Wüsste ich so nicht. Hilft es den Trollen, Motzkis, Nörglern oder Besserwissern? Wenn, dann allenfalls bei der Ausstaffierung des eigenen Egos, immerhin stellt man sich damit in der imaginären Schlaumi-Rankliste über die Kritisierten. 1: doof quasi.
Ich bleibe jetzt mal bei meinem ersten Beispiel, da die SoMe-Fail-Posts der eigentliche Ursprung für diesen Blogbeitrag darstellen. Wen hilft das nun, wenn sich erfahrene Community Manager & Co über missglückte Kommunikationsversuche anderer Fanpage-Admins lustig machen? Ich bezweifle mal stark, dass man sich damit selbst auf lange Sicht einen Gefallen tut, denn Negatives wird in der Regel nicht mit positiv assoziiert. Wer also oft auf negative Fallbeispiele hinweist, wird vermutlich selbst auch irgendwann entsprechend abgestempelt. Und der kritisierten Seite? Die bekommen davon meist gar nichts mit, können also auch nichts lernen. Aber das mag vielleicht auch so gewollt sein, denn immerhin will man sich nicht selbst das Popcorn von morgen verderben.
Wie es besser ginge? Warum nicht einfach mal Optimierungspotenzial und Lösungen aufzeigen, statt mit dem Finger auf andere zu zeigen und sich lustig zu machen? Davon würden dann auch beide Seiten profitieren: Reputationsgewinn auf der einen, verbesserte Kommunikation auf der anderen Seite! Wäre das nicht mal eine erfrischende Abwechslung? „Aber dann haben wir nichts mehr zum Lachen“, sagt ihr jetzt – dann schau einfach mal dieses Video:
Und übrigens: Lachen fördert in der Tat das Wohlbefinden. Aber habt ihr schon mal das Gefühl gehabt jemanden richtig geholfen zu haben? Probiert es doch einfach mal aus und ihr werdet sehen, was es bewirkt…
Lasst uns doch bitte alle wieder einen Schritt zurück gehen, damit die sozialen Netzwerke auch wirklich wieder sozial sind. Hater gibt es immer mehr als genug, da sollten wir den Gegenpol bilden, ich würde mich sehr freuen, wenn ihr alle mitmacht!
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